Donnerstag, 15. Dezember 2016

Kritischer Gastbeitrag im Osservatore Romano zum Brief der vier Kardinäle

Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner, v.l.n.r.

In der Debatte über „Amoris laetitia“ legt der Vatikan nach
Der Vatikan hat indirekt Kritik am offenen Brief der vier Kardinäle geübt, die von Papst Franziskus mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern. Seine offiziöse Tageszeitung „Osservatore Romano“ veröffentlichte in ihrer Sonntagsausgabe einen Gastbeitrag, der die von den Kardinälen geäußerten Zweifel als „eingebildet“ bezeichnet.

„Einige ehrenwerte Herren leiden, weil sie nicht verstehen, was Franziskus in ,Amoris laetitia‘ sagen wollte“, heißt es in dem Artikel des spanischen Kardinals Fernando Sebastian Aguilar (86), der auch in der DT-Ausgabe vom 10. Dezember zitiert wurde. Ihre Zweifel seien „eingebildet“, da Franziskus selbst seine Äußerungen als hinreichend klar betrachte, so der Kardinal.

Für das Verstehen des päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ zum katholischen Verständnis von Ehe und Familie reiche es aus, ihn „langsam zu lesen und verstehen zu wollen“, heißt es in dem Artikel. Wer sage, das seien persönliche Meinungen, es ändere sich nichts oder es ändere sich zu viel, brauche mehr Aufrichtigkeit und geistige Offenheit, so der ehemalige Erzbischof von Pamplona.
Lossprechung auch inmitten einer sündhaften Situation

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht Beiträge zu derart heiklen Themen nur mit Billigung oder im Auftrag des vatikanischen Staatssekretariats.

Der Gastbeitrag des spanischen Kardinals unter dem Titel „Es reicht, verstehen zu wollen“ erschien ursprünglich in der spanischen Zeitschrift „Vida Nueva“. Aguilar war 2014 von Franziskus ins Kardinalskollegium berufen worden. Franziskus habe eine „sehr realistische Sicht“, schreibt der spanische Kardinal weiter. Demnach gebe es Menschen, die in sündhaften Situationen gefangen seien, dies bereuten, aber sich nicht daraus befreien könnten. Der Papst lehre, dass diese Menschen von ihren Sünden losgesprochen werden und ohne Skandal die Kommunion empfangen könnten, wenn sie aufrichtig bereuten. Weiter heißt es in dem Artikel: „Wenn jene, die zweifelten, etwas ihr Papier sparen würden und zur Beichte gingen, würden sie das besser verstehen“.

Zu den vier Unterzeichnern des im November veröffentlichten Briefs gehören auch der frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, und der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller.
Quelle: Die Tagespost >>


Vatikan: Kritik an „Amoris laetitia"-Brief der vier Kardinäle

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Brandbriefe
Kirchenrechtler wirft Kardinal Meisner Illoyalität gegenüber dem Papst vor
Der Münsteraner Kirchenrechts-Professor Thomas Schüller wirft dem früheren Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, wegen seines Verhaltens gegenüber Papst Franziskus Abtrünnigkeit vor. „Der öffentliche Versuch Meisners und dreier weiterer Kardinäle, den Papst mit Brandbriefen unter Druck zu setzen, ist ein Akt der Illoyalität. So etwas gehört sich für keinen katholischen Christen, geschweige denn für Kardinäle, die dem Papst Gehorsam ‚bis aufs Blut‘ versprochen haben“, sagte Schüller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Trotzdem könne der 82-Jährige „ruhig schlafen“. Nicht jeder Dissens mit dem Papst führe zur Degradierung, obwohl sie kirchenrechtlich ohne weiteres möglich wäre, so Schüller. „Der Papst ist frei, Kardinäle zu ernennen und abzuberufen.“
Weiterlesen im Kölner Stadt-Anzeiger >>

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