Mittwoch, 25. November 2015

Schreiben der Reformbewegungen an die Bischöfe Österreichs

Sehr geehrter Herr Bischof!

Die Reformbewegungen in unserer Kirche haben die Ergebnisse der stattgefundenen Bischofssynode eingehend beraten und sind zur Auffassung gelangt, dass sich über den unmittelbaren Beratungsgegenstand weit hinausreichende Folgerungen ergeben. Sie haben daher beschlossen, an die Diözesanbischöfe Österreichs den im Folgenden wiedergegeben Appell in Form eines offenen Briefes zu richten.

Liebe Bischöfe – nun liegt es ganz an Euch!
Ein freimütiger Zuruf und Aufruf

Vielleicht ist uns allen noch nicht ganz bewusst, wie sehr Papst Franziskus die Kirche bereits verändert hat. So gut wie alles davon betrifft die Bischöfe – angestoßen durch einen von ihnen, den von Rom. Das Entscheidende ist eindeutig: Die Zeit der Entmündigung ist vorbei. Das hat nach der Überzeugung der kirchlichen Reformbewegungen Konsequenzen, die den Bischöfen in aller Freimut zugerufen werden sollen:

Liebe Bischöfe, bewältigt mutig und unverzüglich das Umdenken zu einem neuen Verständnis Eueres Amtes! Dieses war bisher auf die Rolle von Außenstellenleitern des Vatikans reduziert, gebunden durch geschworenen und bedingungslosen Gehorsam. Bringt diese entwürdigende Situation rasch hinter euch und unternehmt alles, um nun die eigentlichen Verantwortungsträger der Kirche zu sein!

Diese neu gewonnene Verantwortung besteht gegenüber Jesus, dem wahren Oberhaupt der Kirche. Sie besteht aber auch gegenüber dem Kirchenvolk. Die Getauften und Gefirmten sind niemandes Untergebene, so wie auch Ihr Bischöfe nicht solche seid, sondern wie wir alle zur schöpferischen Kraft des Glaubens berufen.

Das Amt der Bischöfe braucht Autorität, wenn es Respekt und Anerkennung finden soll. Autorität kann in unserer Zeit weder durch Berufung auf Gesetze noch auf Tradition gewonnen werden, sondern nur durch die Gaben des Geistes. Der Papst hat gegenüber der Synode erklärt, dass die evangelische Demut des Bischofsamtes erfordere, „die Gläubigen an der Hand zu nehmen und ihnen aufzuhelfen, ohne sich ihnen jemals überlegen zu fühlen“.

Den Reformbewegungen ist diese Hand bisher verweigert worden, ebenso das Gehör und das Gespräch. Wir haben immer an dieses „Aufhelfen“ gedacht, das auch die Kirche in ihrer heute so schwierigen Lage braucht und das ihr nun von einem inspirierten Papst zuteil wird.

Die Reformkräfte stehen in der Kirche nicht abseits, sondern wollen ihren Beitrag zu jener Erneuerung leisten, um die sie stets gerungen haben und die nun in Gang gesetzt wurde, aber noch keineswegs abgeschlossen ist. Sie erwarten, endlich Partner fruchtbaren Gedankenaustauschs in einer neuen und hoffnungsvollen Ära der Kirchenentwicklung sein zu können.

Mit der Bitte um Kenntnisnahme und besten Empfehlungen

Für die Plattform Wir sind Kirche:  Dr. Martha Heizer
Für die Pfarrerinitiative:                  Mag. Helmut Schüller
Für die Priester ohne Amt:             Herbert Bartl
Für die Laieninitiative:                    Dr. Herbert Kohlmaier

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