Freitag, 17. Oktober 2014

Suscipe depressionem nostram!

Nimm die Enttäuschung, den Frust, sogar das Jammern vieler über unsere Kirche an. Über von (noch) „oben“ dogmatisch – deduktive Äußerungen über den Zugang zu Deinen Sakramenten für wiederverheiratet Geschiedene. Über Seligsprechungen und Verhandlungen mit Exklusivvereinen, die sich zu Deinen besonderen Freunden ernennen. Über das „Dir – und der bösen Welt - Zuschieben“ der Verantwortung für den Priestermangel, über Verbote von „Wortgottesdiensten am Rand“ (Du lachst? Ein Bischof – sei Dir besonders nahe!!). Oder über die bewusste Verhinderung der Ökumene. Soll ja durch ihre Kompliziertheit theologische Arbeitsplätze sichern.

Uns freut, dass wir um Deine grenzenlose Barmherzigkeit wissen. Diese gilt auch jenen, die glauben, dass sie die ersten an Deinem Tische seien. Du siehst sehr, sehr gnädig, als ob Du es nicht merktest, über diese von irdischen Kriterien bestimmte Selbstannahme hinweg. Hilf uns, dies auch zu tun und nach ihrer Versetzung an das Ende der Tafel freundlich zu ihnen zu sein! Ihr Sein bestimmt halt auch ihr Bewusstsein, da hat der alte Karl Marx trotz seiner sonstigen Gegnerschaft zu der von ihm erlebten Kirche noch immer Recht.

Wenn wir Dich bitten, unsere „Depression“ so wie die gewohnte „deprecation“ anzunehmen, dann wissen wir schon, was Du uns dazu sagen wirst:
„Ich bin nicht Euer Obertherapeut! Mit diesen Fragen und Problemen – da werdet gefälligst selbst fertig. Hab Euch meinen eigenen Sohn und viele weitere Menschen geschickt, die Euch sagen: gegen die Ursachen von Depressionen müsst Ihr selbst antreten! Bin doch nicht Euer Ausputzer! Und diese Hierarchie – die hab ich auch nicht erfunden! Damit das ein für allemal klar ist, nicht von mir!“

Alles O.K., lieber Gott! Danke, jetzt wissen wir, wie wir mit diesen Müllers, den selbsternannten Spezialfreunden von Dir (Werk Gottes, Amici etc.) umzugehen haben. Naja, und Du wirst auch sie irgendwo an Deinem Tisch sitzen lassen.

Ihr geht mir schon langsam auf die Nerven mit eurer ewigen Fragerei! Tut halt endlich was, wozu habe ich Euch jenen Verstand gegeben, auf den ihr sonst so stolz seid? Der gilt auch und sogar besonders für die Kirche! Verstand, aber auch Barmherzigkeit! Die letztere sollt ihr auch denen gegenüber an den Tag legen, die es nach Eurer Einschätzung nicht so verdienten. Sind eigentlich ja arme Hund, abhängig von der Kirchensteuer.

Lothar Müller

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