Montag, 12. Mai 2014

Bistum Münster: Kontroversen mit Bischof Genn auf Vollversammlung

Der neue geschäftsführende Vorstand des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster
Diözesankomitee und Bischof:
Kontroverse Diskussion auf Vollversammlung
Das Diözesankomitee wählte die 51-jährige Münsteranerin Notburga Heveling am Samstag (10.05.2014) bei seiner konstituierenden Vollversammlung in Münster mit 96,7 Prozent der abgegebenen Stimmen für weitere vier Jahre zu seiner Vorsitzenden.

Gast der Vollversammlung war Bischof Genn, der sich der Diskussion mit den Delegierten stellte. Große Einigkeit bestand zwischen dem Bischof und den Mitgliedern der Vollversammlung darin, dass die Laien in Politik und Gesellschaft christliche Positionen deutlich vernehmbar beziehen sollten. Der Oberhirte verwies auf ein Wort von Papst Franziskus, der die Christen mit den Worten "Du bist eine Mission" zum persönlichen Zeugnis und Engagement ermutigt habe.

Genn bat die Delegierten, weiterhin auf die "Wunden in unserer Gesellschaft" hinzuweisen. Konkret ermunterte der Bischof die Laien, die Krise in der Ukraine und auch die Situation in Afrika in den Blick zu nehmen. "Afrika leidet unter dem Kapitalismus des Westens", hob Genn hervor. Mit Blick auf die Europawahl gehe es darum, dafür mit zu sorgen, dass christliche Positionen etwa zu Lebens- und Sonntagsschutz von den politisch Verantwortlichen stärker berücksichtigt werden.

Kontroversen zu Frauendiakonat
Unterschiedliche Ansichten zwischen Bischof und Laienvertretung wurden deutlich bei der Frage nach dem Diakonat der Frau und der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zum Empfang der Kommunion; dafür hatte sich das Diözesankomitee in der vergangenen Amtszeit jeweils mit großen Mehrheiten ausgesprochen.

Für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen will sich Bischof Genn "nicht stark machen". Über den seit einigen Jahren am 29. April begangenen "Tag der Diakonin" ist Genn nach eigenen Bekunden "nicht glücklich". Der Bischof verwies darauf, dass beim Abendmahl nur Männer zugegen gewesen seien; daher könne das Weiheamt nur Männern gespendet werden. Er machte eine vielfache Verweigerungshaltung bei der Beschäftigung mit einer "Geschlechter-Theologie" aus und verwies zudem auf die Gottesmutter Maria: Sie sei die größte Person in der Kirche, während "die Männer alle versagt haben". Genn sprach sich nachdrücklich dafür aus, Frauen in andere leitende Positionen zu bringen, für die eine Weihe nicht erforderlich sei.

Ähnliche Differenzen zeigten sich bei der Frage nach dem Kommunionempfang für wiederverheiratet Geschiedene: Die Ehesakrament symbolisiere ebenso wie die Eucharistie den "unauflöslichen Bund und die Treue Gottes zu seiner Kirche". Die Ehe zeige damit was Kirche sei – wenn sich Eheleute trennten, sei dies nicht mehr gegeben. Genn verwies auf die "geistliche Kommunion".

Er betonte, wiederverheiratet Geschiedene seien weiterhin volle Mitglieder der Kirche, sie könnten sich in Pfarreiräten oder als Lektoren engagieren. Auch das kirchliche Arbeitsrecht müsse ihnen eine Weiterbeschäftigung ermöglichen. Der Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen ist für Genn nach eigenen Worten "die schwierigste und dornigste Frage der Pastoral". – Die Differenzen bei bestimmten Fragen müssten Laien und Bischof "aushalten", wie Genn am Ende der kontroversen, aber fairen Diskussion eingestand.

Vertretung der Laien im Bistum
Das "Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster" ist der Zusammenschluss der organisierten Kräfte des Laienapostolats auf Bistumsebene. Ihm gehören Vertreter aus diözesanen Verbänden und Organisationen, den Räten der Kreis-, Stadt- und Landeskomitees der Katholiken sowie weitere katholische Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft an. Die Laienvertretung will nach eigenen Angaben "Stimme der Kirche" in Politik und Gesellschaft sein; gleichzeitig will es innerkirchlich die Anliegen der Laien artikulieren und das kirchliche Leben mitgestalten.

Bistum Münster Online >>

Keine Kommentare: