Freitag, 28. Juni 2013

Schönborn: Reformbedarf in römischer Kurie

Die letzten großen Änderungen habe es vor 40 Jahren gegeben, sagte der Erzbischof von Wien am Rande der Bischofskonferenz in Mariazell. Aber auch in seiner Diözesankurie ortet er Reformbedarf. In Papst Franziskus sieht er einen Hoffnungsträger. 

Kardinal Christoph Schönborn sieht Reformbedarf in der römischen Kurie. Die letzten großen Änderungen habe es vor 40 Jahren gegeben, sagte der Erzbischof von Wien im Interview mit der APA am Rande der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell - "das bedarf eines neuen Blicks". Im Verhältnis zu kirchenkritischen Organisationen sieht er mittlerweile Entspannung, in Papst Franziskus sieht er einen Hoffnungsträger, dessen angebliche Aussagen über Seilschaften will er nicht kommentieren. Aber: "Die Grundstimmung in der Kirche hat sich wirklich zum Guten gewendet."

 Hoffnungsträger Papst
"Wenn die Fiaker am Stephansplatz ein Indikator für die Meinung der Menschen in unserem Land sind, dann ist dieser Papst sehr beliebt", sieht Schönborn die römisch-katholische Kirche auf gutem Weg. Besonders dessen "ungewohnter Lebensstil" hat den Wiener Erzbischof "sehr positiv" und "sehr hoffnungsvoll" gestimmt. Schönborn goutiert vor allem, dass der neue Pontifex das Thema Armut als Schwerpunkt ausgegeben hat. Dass dieses Thema auch in Österreich sehr präsent sei, zeige die Caritas, die "vielleicht zu den stärksten Wachstumsbereichen in der katholischen Kirche gehört".
Zu den kolportierten Aussagen des neuen Heiligen Vaters über eine angebliche "Schwulen-Lobby" kann Schönborn nichts sagen. "Es ist nicht sehr korrekt, dass aus einem persönlichen und offensichtlich vertraulich gedachten Gespräch Dinge an die Öffentlichkeit gebracht werden." Dass es aber Bedarf nach einer strukturellen Kurienreform gebe, sei bereits in den Vorbereitungsbegegnungen vor dem Konklave - insbesondere von Kurienkardinälen - angesprochen worden. Die letzten diesbezüglichen Änderungen gingen auf Papst Paul VI. zurück - "inzwischen sind über 40 Jahre vergangen". 

Überall Reformbedarf
Reformbedarf sieht Schönborn allerdings überall, betont er. "Als Verantwortlicher einer nicht ganz kleinen Diözesankurie bin ich sehr vorsichtig mit Kritik an der römischen Kurie. Wir haben auch bei uns Reformbedarf und der beginnt erst einmal beim Bischof selbst." "Das Thema Karrierismus und Seilschaften wird natürlich immer angesprochen", so Schönborn. "Da bin ich als Außenstehender nicht mehr informiert als, ich vermute, viele andere." Es sei zudem "müßig, hier Spekulationen anzustellen, die einen Generalverdacht verbreiten." Denn: "In der römischen Kurie sind genauso Menschen, wie in jeder menschlichen Institution. Dass sie natürlich ein hohes christliches Lebensideal haben, macht die Kontraste, wenn dieses Ideal nicht eingehalten wird, besonders schmerzlich." Allerdings sei dies nicht schmerzlicher, als etwa Korruptionsfälle "in unserem Land, in unseren Institutionen".
Das Verhältnis zu kritischen Organisationen, wie etwa der Laieninitiative und der Pfarrerinitiative, sieht Schönborn mittlerweile entspannter als noch vor Monaten. Es gebe "immer wieder Gespräche", erst vor kurzem habe in Mariazell die Pastoralkommission getagt, "und das Gespräch soll sehr gut gewesen sein, höre ich". Dennoch empfiehlt der Kardinal manchen Vertretern, sich an den neuen Heiligen Vater zu halten. "Ich denke, dieser erfrischende Geist, das Humorvolle und zugleich Herausfordernde von Papst Franziskus, tut uns allen gut. Er versteht es in unglaublicher Weise, die Radikalität des Christlichen mit der Fröhlichkeit des Christlichen zu verbinden. Denn: "Manchmal habe ich den Eindruck, wir sind so griesgrämig, so grimmig und so freudlos."
Erfreut ist Schönborn über die Akzeptanz, welche dem neuen Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, entgegengebracht werde. "Es ist etwas Schönes, wenn ein Bischof unter diesen Vorzeichen seinen Dienst beginnen kann." Zu den noch ausstehenden Besetzungen weiß auch der Kardinal laut eigener Aussage nichts. "Ich vermute, dass Salzburg etwas schwieriger wird als Graz", spricht er den in der Erzdiözese speziellen Bestellmodus an. Da wie dort würden allerdings noch zwei "sehr tüchtige und engagierte" Bischöfe arbeiten, die "durchaus noch amtsfähig" seien. Vielleicht wünschen sie sich schon einen Nachfolger, aber sie sind gut im Amt, weswegen es eine nicht so große Dringlichkeit der Nachbesetzung gebe, wie es in Feldkirch der Fall gewesen sei.

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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es ist höchst interessant, wie rasch sich hohe kirchliche Würdenträger nach dem "neuen Wind" aus Rom richten! Armut, Frohsinn, Bescheidenheit sind auf einmal "in"! Und Kurienreform! Na, nun, auch in der Erzdiözese Wien! Und der liebe Herr Bischof Zsifkovics? Er wird wohl der Diözese Eisenstadt erhalten bleiben... Oder er sucht sich neue Gönner...