Donnerstag, 4. April 2013

Münchner Erzbischof : Kardinal Marx kritisiert "Hofstaat-Gehabe" im Vatikan

"Der Nachfolger Petri kann kein Monarch sein": Kardinal Marx hat in einem Interview die höfischen Verhältnisse im Vatikan kritisiert. Bei kirchlichen Ereignissen drohten Äußerlichkeiten eine zu große Rolle zu spielen, so der Erzbischof.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Verhältnisse in der römischen Kirchenzentrale kritisiert. Er teile ein bisschen die Meinung, dass der Vatikan sich zu sehr wie ein Hofstaat verhalte, sagte der Erzbischof im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Der Nachfolger Petri kann kein Monarch sein. Das widerspräche aus meiner Sicht dem Petrusamt."

Zu prüfen sei auch, ob künftig mehr vor Ort statt in Rom entschieden werden könne, so Marx. "Ich möchte sehr unterstreichen, dass wir die Zentrale in Rom brauchen. Aber sie darf sich nicht überheben."

Vom neuen Papst Franziskus erwartet Marx eine Kurienreform: "Es war ein Grundgefühl bei den Kardinälen, dass sich etwas ändern muss, dass man Zuständigkeiten neu überlegen muss, dass man die Skandale der Vergangenheit aufarbeiten muss. Darum wird sich der Papst sicher kümmern, damit auch Verantwortung wahrgenommen wird für das, was nicht richtig gelaufen ist."

Bei der medialen Inszenierung kirchlicher Ereignisse wie der Papstwahl bestehe die Gefahr, dass Äußerlichkeiten eine zu große Rolle spielten, warnte der 59-Jährige. "Elemente wie Schweizer Garde und Briefmarken sind ganz nett, aber das Zentrum ist, dass von Christus gesprochen wird. Es darf nicht die Nebensache zur Hauptsache werden. Darauf muss man achten."

Spiegel Online >> 


"Es muss sich etwas ändern"  
Im dpa-Interview erklärt der Münchner Kardinal Reinhard Marx, warum der neue "Papst der Armen" auch die Bischöfe in Deutschland herausfordert und kritisiert zugleich das "Hofstaat-Gehabe" im Vatikan. Unter anderem:

Frage: Sollte künftig mehr vor Ort statt in Rom entschieden werden?
Marx: Das Verhältnis der Universalkirche zu den Teilkirchen muss sicher gut überlegt werden. Brauchen wir eine Behandlung aller Themen in Rom? Ist die Zentralisierung vielleicht zu stark? Ich möchte sehr unterstreichen, dass wir die Zentrale in Rom brauchen. Aber sie darf sich nicht überheben. Der Gedanke der Subsidiarität kann auch in der Kirche durchaus hilfreich sein.

Das ganze Interview auf katholisch.de >>

Anmerkung: Es ist schon interessant, was Bischöfe auf der ganzen Welt  jetzt mitunter sagen. Positionen, Anliegen und Vorschläge der Reformbewegungen in der katholischen Kirche kommen ins Gespräch - auch von Seiten der Hierarchie. Das ist ermutigend. 

Hoffentlich macht sich das auch in der Diözese Eisenstadt bemerkbar und werden die Anliegen des "Dialogs für Burgenland" von Bischof Zsifkovics endlich anerkannt, ernst genommen und umgesetzt. "Vom Bischof wird erwartet, dass er die Anliegen seiner Diözese gegenüber dem Papst und der Weltkirche vertritt... In seiner Amtsführung soll er vom Dialog geleitet sein." (Dialog für Burgenland, Seite 30)


Papst Franziskus bei der Chrisammesse im Petersdom:
Wir kennen alle den Unterschied: Der Zwischenhändler und der Verwalter „haben bereits ihren Lohn“, und das sie ihre eigene Haut und ihr Herz nicht aufs Spiel setzen, empfangen sie keinen liebevollen Dank, der von Herzen kommt. Genau daher kommt die Unzufriedenheit einiger, die schließlich traurig und zu einer Art Antiquitäten- oder Neuheitensammler werden, anstatt Hirten mit dem „Geruch der Schafe“ zu sein, Hirten inmitten ihrer Herde und Menschenfischer.
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