Freitag, 1. Februar 2013

Pfarrer verbot Plakate für Schüller-Vortrag


Helmut Schüllers Auftritt im Stadttheater war schon Tage zuvor ausverkauft. Während Gmundens Stadtpfarrer Geyrhofer die Veranstaltung nicht goutierte, stand der Bad Ischler Stadtpfarrer Öhler sogar auf der Bühne.

Es knistert im Gebälk der katholischen Kirche. Das ist auch im Salzkammergut spürbar. Die Differenzen zwischen Reformern und Bewahrern wurde bei einem Auftritt der Pfarrerinitiative rund um Helmut Schüller in Gmunden sichtbar.

Was sich aber auch zeigte: Das Kirchenvolk dürstet nach Veränderungen. Nur so lässt sich der enorme Zulauf zu Schüllers Auftritt im Stadttheater erklären. Die Veranstaltung der Kulturinitiative 08-16 sowie der Katholischen Frauenbewegung war schon eine Woche im voraus ausverkauft.

Und das, obwohl Gmundens Stadtpfarrer Gerald Geyrhofer die Veranstaltung nicht goutierte. Geyrhofer untersagte im Vorfeld das Aufhängen von Ankündigungsplakaten auf kircheneigenen Gebäuden. Katholische Aktivisten in Gmunden setzten sich über das Verbot hinweg – doch ihre Plakate wurden wieder entfernt. „Ich teile die Anliegen und Ansichten der Pfarrerinitiative, aber nicht ihren Stil“, sagt Geyrhofer auf OÖN-Anfrage. „Ich halte es nicht für gut, Veränderungen erzwingen zu wollen.“ 

„Auch Bischof ist dagegen“

Dass er die Plakatwerbung nicht zuließ, sei sein gutes Recht als Hausherr. „Auch unser Bischof ist gegen die Pfarrerinitiative.“ Wohl auch deshalb ist Geyrhofer nicht begeistert darüber, dass die Katholische Frauenbewegung Gmunden die Veranstaltung mitorganisierte. „Ich wurde davon leider erst im Nachhinein informiert.“ Zur Veranstaltung selbst wäre er dennoch gerne gegangen, aber wegen einer Einsegnung sei er unabkömmlich gewesen.

Andere katholische Priester im Salzkammergut stehen Schüllers Bewegung offener gegenüber. Die Pfarrer von Bad Ischl, Altmünster und Bad Goisern haben sich ihr angeschlossen – so wie rund 400 andere Pfarrer in ganz Österreich und 2500 international.

Bad Ischls Stadtpfarrer Christian Öhler stand in Gmunden sogar an der Seite Schüllers auf der Bühne und stellte sich nach dessen Vortrag (gemeinsam mit Margit Hauft, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich) einer lebhaften Diskussion.

Helmut Schüllers Forderungen sind bekannt: Er fordert unter anderem die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt und ruft dazu auf, das Predigtverbot von Laien zu missachten. „Das Problem“, sagt Schüller, „ist nicht der Papst. Reformen werden von der mittleren Funktionärsebene in Rom verhindert.“ Deshalb sei es sinnlos, Hoffnungen in einen nächsten Papst zu setzen.

Bad Ischls Stadtpfarrer Christian Öhler teilt die Meinung Schüllers. „Ich bin für die Berufung aller Getauften zu Mitverantwortung, Mitentscheidung und Mitgestaltung in der Kirche“, sagt er. „Wir müssen endlich weg vom Klerikalismus und die Kirche näher zu den Menschen hin bringen.“ Über die große Zustimmung vom Kirchenvolk freut sich Öhler. „Mir ist aber klar, dass es Katholiken gibt, die unsere Meinung nicht teilen. Deshalb müssen wir den Dialog suchen. Und darum sind solche Veranstaltungen wichtig.“

 
Oberösterreichische Nachrichten, 31.1.2013 >> 


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