Donnerstag, 10. Mai 2012

Gehorsam versus Ungehorsam


Dr. Walter RIEDER, Mendelssohnstr. 14, 4802 Ebensee

Gehorsam versus Ungehorsam

Der Aufruf der Pfarrer-Initiative zum Ungehorsam bewirkt bei der Amtskirche hauptsächlich die Forderung, den Ungehorsam als unhaltbar zurück zu nehmen. Das ist Brand gefährlich, denn es gibt nicht nur die Tugend des Gehorsams, sondern auch die Sünde des Gehorsams. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5, 29) Und ich nehme an, dass Josef RATZINGER ein Mensch ist und die vatikanische Verwaltung durch Menschen erfolgt.

Haben sich nicht alle Naziverbrecher darauf berufen, dass sie nur ihren Vorgesetzten gehorsam waren? Viele haben diesem absoluten Gehorsam in heiliger Tugend des Ungehorsam widerstanden und sind in den Tod gegangen. Franz JÄGERSTÄTTER war einer von ihnen. Er ist für mich einer der wenigen erfreuliche Ausnahme in der Flut der Seligsprechungen des letzten Pontifikates, von denen ich einige für überaus fragwürdig und kirchenpolitisch bedingt halte.

Es gibt also auch die Tugend des Ungehorsams und Beispiele dazu lieferte schon Jesus! Er war „seinem Vater“ gegenüber gehorsam, den damaligen religiösen Autoritäten gegenüber war er so ungehorsam, dass sie ihn ermorden ließen. An seinem Beispiel haben Christen für Gehorsam und Ungehorsam Maß zu nehmen. Jeder/jede muss seinem/ihrem Gewissen Gehorsam leisten, denn „durch das Gewissen spricht Gott zu uns“.

Die Problematik Gehorsam versus Ungehorsam ist in der Kirche nicht neu. Als die Urgemeinde den Heidenchristen die Beschneidung und das jüdische Gesetz aufbürden wollte, eilte Paulus zu Petrus und hat ihm ins Angesicht widersprochen, hat ihm heiligen Ungehorsam entgegengesetzt! Gott sei es gedankt!

Wer es heute wagt, dem Bruder Papst (offiziell dem „heiligen Vater“ 1 ) ins Angesicht zu widersprechen, ihm also nicht fraglos zu gehorchet, verliert sein Amt und ist in der katholischen Kirche auf Lebenszeit kalt gestellt! Zurzeit sind das rund 100 Theologinnen und Theologen. Die gleichen Konsequenzen hat es aber auch, wenn jemand den Akteuren des vatikanischen Apparats widerspricht, die ständig die wissenschaftlich fragwürdige „Unfehlbarkeit“ ihres Chefs für ihre eigenen Zwecke strapazieren! Gott sei es geklagt!

Kleriker, und das können nur Männer sein, 2 müssen – wider Jesu Rat 3 – auf ihrem Weg nach „oben“ an jeder Station einen Gehorsamseide ablegen! Wie pervers! So wird im amtskirchlichen Bereich kritisches Denken abgeschafft! Das hat entsetzliche Konsequenzen für die Gegenwart: die kritischen Geister melden sich ab oder werden „kalt“ gestellt – und die Zukunft: Fortschritt ist tabu – nur Rückschritt in die vorkonziliare „Tradition“ ist „Fortschritt“! Z.B. die lateinische Messliturgie!

Gute Nacht Kirche und alles Gute der schrumpfenden Gemeinschaft der Gestrigen!

1 Matthäus 23, 8 – 9: Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
2 Frauen sind nicht „weihefähig“, das sind nur Männer! Jesus berief allerdings auch nur Juden!!! Obiger Logik zufolge sind nur Juden „weihefähig“!?
3 Matthäus 5, 34 – 37: Ich aber sage euch: schwört überhaupt nicht, … Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

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