Samstag, 30. Juli 2011

Neuordnung von Priesterrat und Dechantenkonferenz ist Scheingefecht

In den Amtlichen Mitteilungen der Diözese Eisenstadt vom 25. Juni 2011 ist zu lesen, dass der hochwst. Herr Diözesanbischof zum Zweck der Neuordung des Priesterrats und der Dechantenkonferenz der Diözese Eisenstadt am 10. Juni 2011 das folgende Dekret erlassen hat:

"Im Hinblick auf die spezifischen Aufgaben und Ziele der unterschiedlichen Beratungsgremien des Diözesanbischofs, zur Stärkung der priesterlichen Gemeinschaft und zum Wohl der Seelsorge in unserer Diözese, verfüge ich hiermit die Trennung der mit 1. Juni 2000 durchgeführten Vereinigung der Gremien Priesterrat und Dechantenkonferenz der Diözese Eisenstadt. Zugleich setzte ich mit gleichem Datum die bisherige Wahlordnung dieses gemeinsamen Gremiums außer Kraft und verfüge, dass zum nächstmöglichen Zeitpunkt gemäß der neuen Wahlordnung - bei der gemäß den Normen des kanonischen Rechts und den Vorschriften der Österreichischen Bischofskonferenz alle Gruppen von Priestern der Diözese Eisenstadt wirken, berücksichtigt werden mögen - ein Priesterrat in der Diözese Eisenstadt gewählt wird, der sich umgehend konstituieren möge und sich gemäß den Normen des kanonischen Rechts ein Statut geben soll.
Hinsichtlich der Dechantenkonferenz möge die Dekanatsordnung der Diözese Eisenstdadt dahingehend überarbeitet werden, dass die Angelegenheiten der Bestellung der Dechanten sowie des Statuts und der Geschäftsordnung der Dechantenkonferenz als selbstständiges Gremium dort rechtmäßig geregelt sind.
Bei all diesen Maßnahmen möge darauf geachtet werden, dass die Anzahl der Mitglieder dem möglichst wirkungsvollen Erreichen der Aufgaben und Ziele der jeweiligen Gremien dient, die Abläufe einfach bleiben sowie die Anzahl der Zusammenkünfte insgesamt möglichst gering sein sollen.
Alles zur höheren Ehre Gottes!
+ Ägidius J. Zsifkovics
Bischof von Eisenstadt

Hintergrund:
CIC, can 495 ff: PRIESTERRAT UND KONSULTORENKOLLEGIUM >>

Kommentar zur "Neuordnung":
  1. Ein ganzes Arbeitsjahr lang hat es den verpflichtenden  Priesterrat nicht gegeben.
  2. Das bestehende Beratungsgremium "Priesterrat und Dechantenkonferen" wurde in zwei Gremien getrennt "zur Stärkung der priesterlichen Gemeinschaft und zum Wohl der Seelsorge".
    Mit demselben Argument wurden sie im Jahre 2000 zusammengeführt. Denn einerseits sind die Gremien "nur" beratend und nicht wirklich entscheidungsbefugt, andererseits sind ihre Aufgaben sehr ähnlich: sie sollen dem Wohl der Diözese dienen. Und Priester, die sich neben einer Großraumseelsorge auch noch überregional oder dekanatsmäßig engagieren wollen, werden immer rarer.
  3. Diese Trennung der Gremien und ihre Neuordnung ist zunächst nur ein Scheingefecht, ein Vortäuschen einer Geschäftigkeit, die sich auf Seelsorge und die Verkündigung des Evangeliums nicht wirklich auswirken wird.
  4. Wenn man das Kirchenrecht überfliegt, fällt auf, dass der Bischof vor Entscheidungen relativ oft den Priesterrat anhören müsste. Das hat bis jetzt unter dem neuen Bischof nicht stattgefunden. Es wird interessant, wer die Mitglieder des neuen Priesterrates sein werden.
  5. Ein besonders großes Anliegen dürfte dem Bischof allerdings der Dialog und die Beratung mit dem Priesterrat nicht sein, wenn er verordnet, dass "die Anzahl der Zusammenkünfte insgesamt möglichst gering sein sollen."

Blog-Archiv:
Neuer Kirchlicher Standesausweis ohne Gremien

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hier dürften wir einige Absätze aus der Ivandich-Dissertation zu Gesicht bekommen.
Anmerkung: zitiert wird mangelhaft - z.B. "gemäß den Normen des kanonischen Rechts und den Vorschriften der Österreichischen Bischofskonferenz..."
CIC Can 499: die Mitglieder sollen "vor allem hinsichtlich der verschiedenen Dienste und der verschiedenen Regionen der Diözese" ausgewählt werden - "wenn irgend möglich".

Neben der Personalpolitik ist auch diese Neuordnung eine Demonstration der hierarchischen Macht; denn vieles wäre möglich. Das "Wohl der Seelsorge" ist auf Eis gelegt.

Aquila hat gesagt…

"die Abläufe einfach bleiben sowie die Anzahl der Zusammenkünfte insgesamt möglichst gering sein sollen. Alles zur höheren Ehre Gottes!" - Damit die Konfrontation mit den Problemen in den Dekanaten und Pfarren "Seiner Exzellenz" erspart bleibt ...