Sonntag, 13. Februar 2011

Woran mein Herz hängt

„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“ – so der Schlusssatz dieses Sonntagsevangeliums. Wir befinden uns immer noch in der „Bergpredigt“ des Matthäus, in der berichtet wird, wie Jesus über jüdische Gebote und Gesetze denkt.

Nichts will Jesus aufheben, alles soll erfüllt werden – seine Zuhörer/innen werden es mit Erstaunen gehört haben. Und auch heute ist es eine Herausforderung, diese biblischen Passagen zu interpretieren. Die Versuchung ist groß, klare ethische Forderungen für Christinnen und Christen aus diesem Text herauszulesen. Schnell wäre dann geklärt, wer sich zu aller Zeit wie zu verhalten hätte und welches Los bei Verfehlung eine/n treffen würde. Aber damit wären wir in den Bereich einer Leistungsethik gerückt und stünden vor der bedeutsamen Frage, ob dies in jenem Sinn ist, in dem Jesus von Gott und dem Reich Gottes spricht. Welche Qualitäten weist aber ein Leben unter „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ (vgl. Jes 65, 17) auf?

Welches Bild vom Menschen, von Mann, Frau und Kind, prägt ein Zusammenleben im Geiste Jesu, in der Gegenwart der Heiligen Ruach (hebräisch für Heiliger Geist), im Lichte Gottes?

Wir sind geschaffen als Abbild Gottes, als Töchter und Söhne eines fürsorgenden Vaters, einer barmherzigen Mutter mit der Zusage eines Lebens in Fülle für alle. Die Bergpredigt gipfelt in der Goldenen Regel: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ (Mt 7, 12) Die Leserin und der Leser heute sind angesprochen auf ihr Ja oder sein Nein, auf das Gute und das Böse in ihrer Lebensgestaltung.

Ich sehe dies als Einladung zum Nachdenken, in wessen Sinn ich mein Leben gestalte, wie es um mein Vertrauen in meine Mitmenschen und Gottes Schöpfung steht und wie ich es mit der Frohen Botschaft, dem Evangelium, halte.

Zum Weiterdenken
Öffne mir die Augen, damit ich sehe.
Gott, weise mir den Weg deiner Gesetze!
Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote!
Gott, zu dir dringe mein Rufen. Gib mir Einsicht, getreu deinem Wort! (nach Psalm 119)

Anita Schwantner
Theologin, Mitarbeiterin am Institut für Pastoraltheologie, KTU Linz; Redakteurin bei „Der Apfel. Zeitschrift des Österr. Frauenforums feministische Theologie“ in KIZ 20011/06

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