Montag, 31. Januar 2011

Memorandum zur Zölibatsdiskussion


Wie am Samstag, 29.01.2011 angekündigt, möchte ich ein bisher nicht öffentlich zugängliches Schreiben veröffentlichen. Der 42-jährige Josef Ratzinger dachte einmal ganz anders über die Zölibatsproblematik als heute. Folgendes Memorandum wurde von ihm mitunterzeichnet:

"Die Unterzeichneten, die durch das Vertrauen der deutschen Bischöfe als Theologen in die Kommission für Fragen der Glaubens- und Sittenlehre der Deutschen Bischofskonferenz berufen worden sind, fühlen sich gedrängt, den deutschen Bischöfen folgende Erwägungen zu unterbreiten.

Unsere Überlegungen betreffen die Notwendigkeit einer eindringlichen Überprüfung und differenzierten Betrachtung des Zölibatsgesetzes der lateinischen Kirche für Deutschland und die Weltkirche in ganzen (weil beide Gesichtspunkte nicht gänzlich voneinander getrennt werden können). Ob man diese erneute Prüfung "Diskussion" nennen will oder nicht, ist ein sekundäres, terminologisches Problem. Über die Frage, wie diese Überprüfung angestellt werden könnte, soll in folgenden noch einiges gesagt werden (vgl. bes. V)"


Memorandum zur Zölibatsdiskussion (5.2.1970) >>


Ratzinger zweifelte an Zölibat
Den Inhalt darf man gut und gerne als Sensation bezeichnen: 1970 stellten neun Bischöfe in einem Memorandum den Pflichtzölibat in Frage. Einer der Unterzeichner war Joseph Ratzinger. Der ist heute Papst.
Süddeutsche Zeitung 28.1.2011 >>


Memorandum befeuert Zölibatsdebatte
Ratzingers Argumente
Die "Süddeutsche Zeitung" verkaufte es am Freitag als Sensation: Dabei ist das Memorandum der Theologen Karl Rahner, Walter Kasper, Karl Lehmann und Joseph Ratzinger schon Anfang der 1970er Jahre veröffentlicht und heftig diskutiert worden. Brisanz hat das jetzt wieder ausgegrabene Schreiben dennoch.
domradio.de >>


Kein holländischer Revoluzzer
Professor Joseph Ratzinger und die Debatte um die priesterliche Ehelosigkeit: Zur Entstehung und Wirkung des Memorandums von 1970.
Die Tagespost 2.2.2011 >>

5 Kommentare:

Pfiffikus hat gesagt…

"möchte ich ein bisher nicht öffentlich zugängliches Schreiben veröffentlichen"

*gäääääääähhhhhn*

Gregor hat gesagt…

Dieses Memorandum ist wirklich absolut lesenswert.
Wenn man die Namen der Unterzeichnenden nicht kennen würde, so könnte man meinen, die heutige Laieninitiative oder die Priesterinitiative hätte das Memorandum verfasst.
Ich hätte nicht geglaubt, dass einige deutsche Bischöfe dieses Problem bereits 1970 als "notvolle Situation in der eine neue Initiative ergriffen werden muss" bezeichnen.

Elisabeth hat gesagt…

So ist es Gregor, erklären sie das bitte aber dem Herrn Pfiffikus! Für ihn gilt aber nur dann eine Messe, wenn das von einem "rituell reinen" Priester zelebriert wurde. Jesus Christus hat das so haben wollen! Und darüber darf man nicht einmal diskutieren! Was immer schon so gewesen ist, muss immer so bleiben! Pädophilie ist doch keine Sünde, nicht wahr?

Pfiffikus hat gesagt…

Manfred Lütz, Arzt, Theologe und Schriftsteller zum ewigen Thema bestimmter Kreise:
"Die Leute wollen heutzutage beten und dann reden wir über die Frage, was Priester mit ihren primären Geschlechtsorganen tun. Das ist für viele junge Leute nicht so die spannende Frage wie für eine bestimmte Generation, die jahrzehntelang Zölibatsdebatten geführt hat."

Meine Ergänzung:
Die Generation die schon 1970 Zölibatsdebatten führte ist die sich selbst als Konzilsgeneration verstehende Generation. Die ist jetzt alt und steht vor dem Abgang von der Bühne. Da wollt ihr noch schnell so viel Schaden und Säkularisierung wie möglich für die nachkommende Generation, der auch ich angehöre, hinterlassen. Ganz schön verdorben, dieses Verhalten.

Gregor hat gesagt…

Herr Pfiffikus
Ihr Kommentar ist jetzt aber schon einigermaßen wirr.
Dass über den Zölibat diskutiert werden sollte, sagen jetzt einmal nicht die "Linken" sondern bereits 1970 einige Bischöfe, darunter auch der heutige Papst. Dass es im katholischen Glauben viele andere, auch wichtigere Themen gibt, hat niemand bestritten. Das Zitat von Manfred Lütz mag zwar interessant sein, hat aber mit dem Memorandum nichts zu tun.
Zweitens ist offensichtlich einer aus der Generation, die schon 1970 Zölibatsdebatten führte jetzt Papst. Dieser Mann ist zweiffellos alt. Ob er vor dem Abgang von der Bühne steht, wird sich zeigen. Bisher dachte ich, sie wären für den Papst. Dieser Kommentar hört sich jetzt wieder ganz anders an.
Drittens wollen viele, die für die Erneuerung der Kirche sind, die Dinge zum besseren wenden. Verdorben wären diese Menschen nur, wenn sie bewusst Schaden anrichten wollten.
Wenn Sie Sachkenntnis über ein Thema haben, ist das sicher willkommen. Mit einigermaßen wirren Kommentaren werden Sie wohl nur sehr wenige Menschen von Ihrer Sache überzeugen können