Montag, 22. November 2010

Josef Mikovits übt heftige Kritik an Bischof Zsifkovics

Diözese Eisenstadt: "Mitarbeiter haben Angst"

Josef Mikovits (74), der dienstälteste Priester des Landes, übt heftige Kritik am Stil von Bischof Ägidius Zsifkovics.

Kurier vom 22.11.2010 - als PDF
Monsignore Josef Mikovits ist seit 51 Jahren Pfarrer und betreut die Pfarre St. Martin in der Wart
Josef Mikovits hat in seinen 51 Dienstjahren alle drei Bischöfe der Diözese kennen gelernt. Nach 17 Jahren an der Spitze des Schulamtes der Diözese Eisenstadt ist er einen Tag vor der Weihe des neuen Bischofs zurückgetreten. Im KURIER-Interview findet Mikovits als erster Kirchenmann im Burgenland ungewöhnlich klare Worte zum neuen Chef der Diözese.

KURIER: Wie sehen Sie den neuen Bischof von den burgenländischen Katholiken angenommen?
Josef Mikovits: Er hat natürlich seine Fans, aber auch viele Kritiker, die mit seiner Art nicht zurecht kommen. Vor allem sehe ich keinen Draht zur Jugend. Er spricht nicht die Sprache unserer Zeit. Wie soll er so in die heutige Gesellschaft christlichen Geist hineinbringen?

Und wie stehen Sie persönlich zum neuen Bischof?
Die Art und Weise, wie er Bischof geworden ist, das war nicht in Ordnung. Der Alt-Bischof (Paul Iby, Anm.) wurde brüskiert. Hier war keine Nächstenliebe und Brüderlichkeit von Seiten des neuen Bischofs Ägidius. Er hat Iby einfach weggeschoben. Für mich fehlt es ihm an Glaubwürdigkeit. Wer als Bischof nicht glaubwürdig ist, der ist fehl am Platz.

Das sind harte Worte, was macht der neue Bischof Ihrer Meinung nach falsch?
Das meiste, was er bis jetzt gezeigt hat, ist Selbstinszenierung. Inhaltlich kam nur sehr wenig. Wie auch der Hirtenbrief zu Martini zeigt.

Was bekritteln Sie an diesem Brief?
Viele engagierte Katholiken waren sehr enttäuscht. Der Hirtenbrief, der eigentlich wie eine Regierungserklärung für seine Amtszeit zu sehen wäre, war nur eine Aneinanderreihung von frommen Sätzen. Probleme der Kirche, wie der Schwund des Glaubens und die allgemein kritische Situation, wurden nicht behandelt.

Wie ist die Stimmung in der Diözese seit der neue Bischof im Amt ist?
Unter den Mitarbeitern ist die Stimmung sehr getrübt. Die Leute haben Angst. In der Kirche sollte es nicht so zugehen wie in der Wirtschaft oder der Politik, dass Leute sich vor einem Chef fürchten müssen. Obwohl der Bischof natürlich das Recht hat seine eigenen Personalentscheidungen zu treffen. Es gibt keinerlei Transparenz .

Wieso wurden so viele Ämter der Diözese neu besetzt ?
Alle Amtsträger, die Iby eingesetzt hat, hat Zsifkovics eliminiert. Das ist auch sein gutes Recht, er muss darüber keinem Rechenschaft ablegen. Aber seine neuen Besetzungen sind für mich, für viele Insider und für Außenstehende nicht nachzuvollziehen.

Was meinen Sie konkret?
Nehmen wir meinen Nachfolger, Schulamtsleiter Erich Seifner (Stadtpfarrer von Oberwart Anm.) . Es gibt rund 200 Religionslehrer im Land, die kompetent und beliebt sind, Seifner ist meiner Meinung nach keines von beiden .

Es gibt das Gerücht, dass Ihnen die Pfarre St. Martin weggenommen werden soll.
Das ist nicht richtig, aber ich wurde vom Bischof schon darauf hingewiesen, dass man mit 75 Jahren sein Amt niederlegen soll.

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